Expertin im Interview

ZUKUNFTSTRENDS IN DER BAUWIRTSCHAFT

Wenn es um die Frage geht, wie wir in Zukunft nachhaltig und CO2-neutral bauen, wird der Hausverstand oft gerne an der Tür abgegeben und das Kind mit dem Bad ausgeschüttet. Das ist kontraproduktiv, meint Claudia Dankl, stv. Geschäftsführerin der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie. Sie muss es wissen, denn sie beschäftigt sich bereits seit langer Zeit mit Themen wie energieeffizientes Bauen, erneuerbare Energie und nachhaltige Baustoffe.

Kirchdorfer News: Frau Dankl, Sie haben bei der ÖGUT für das Infrastrukturministerium über ein Jahrzehnt lang ein Forschungsprogramm zum „Haus der Zukunft“ und zur „Stadt der Zukunft“ geleitet. Spielen Zement und Beton weiterhin eine tragende Rolle in der angestrebten CO2-neutralen Zukunft?

Claudia Dankl: Beton und Zement sind und bleiben das Rückgrat unserer Baukultur und Zivilisation, das steht für mich außer Frage. Auch wenn Beton oft viel zu leichtfertig als Klimasünder abgestempelt wird und andere Baustoffe in der breiten Öffentlichkeit als „ökologischer“ dargestellt werden – der simple Hausverstand und die Fakten sagen etwas anderes: Eine Substitution von Beton mit anderen Materialien ist weder praktikabel noch realistisch noch wünschenswert. Beton und Zement sind vielmehr der Schlüssel und der effektive Hebel zum Erreichen der Klimaziele!

KN: Woher kommt das schlechte Image in Sachen Klimaschutz und was kann man dagegen tun?

Dankl: Ich denke, der Trugschluss kommt ganz einfach aus der Größenordnung. Und die ist aber zugleich der Schlüssel zur Lösung des Problems: Der spezifische Fußabdruck von Beton ist im Grunde gut – insbesondere im Vergleich mit anderen Baustoffen.

„Die beste Strategie, um CO2-Emissionen in der Bauindustrie zu senken und die Klimaziele zu erreichen, ist die Dekarbonisierung von Beton und Zement“

Die hohen Gesamtemissionen kommen aus den enormen Mengen von Beton, die verbaut werden. Das ist eine Frage der intelligenten Planung und eines klugen Ressourceneinsatzes. Beton selber ist meist nicht das Problem, sondern Teil der Lösung. Unserer Einschätzung nach könnten wir zum Beispiel in vielen Bereichen sofort bis zu einem Drittel an Beton und Bewehrungsmaterialien einsparen, indem im Vorfeld mehr Zeit und Ressourcen in eine optimierte Planung und genauere Berechnungen investiert werden.

Die Fertigteilbranche geht hier bereits mit gutem Beispiel voran. Ein weiterer Bereich der Optimierung ist die Wahl der Zementsorten,
denn je nach den erforderlichen bzw. gewünschten Eigenschaften variiert natürlich der Klinkeranteil, um den es in erster Linie geht –
und es gibt bereits eine Reihe von klinkerreduzierten Zementen am Markt. Die österreichische Zementindustrie arbeitet mit Hochdruck
an der Dekarbonisierung von Zement, denn diese ist der effizienteste Hebel zum Erreichen der Klimaziele. Carbon Capture, also das Abscheiden von CO2-Emissionen, ist möglich, wird aber viel erneuerbare Energie und Infrastruktur brauchen.

KN: Apropos Energieeinsatz und Infrastruktur – Beton ist auch ein wichtiger Schlüssel für energieeffiziente Gebäude. Stichwort Bauteilaktivierung …

Dankl: Ja, absolut. Man muss das Thema Energie natürlich ebenfalls im Gesamten betrachten und der Energieverbrauch beim Betrieb von Gebäuden ist ein weiterer großer Hebel.

Gerade die Bauteilaktivierung zum Heizen und Kühlen über die thermische Masse von Bauteilen aus Beton, insbesondere über die Decken, ist ein wunderbares Beispiel, wie wir vor allem in den Städten und im mehrgeschoßigen Wohnbau nicht nur signifikant Energie einsparen, sondern auch das Raumklima und sogar die Außentemperatur optimieren können. Die Gesamtenergiebilanz von bauteilaktivierten Gebäuden, z.B. in Kombination mit Geothermie, ist hervorragend und die abgeleitete Hitze des Sommers wird nicht in die Umgebung geblasen, sondern im Erdreich für den Winter und
die Übergangszeit gespeichert.

Zement und Beton haben enormes Innovationspotenzial und sind gleichzeitig der Hebel zum Erreichen der Klimaziele. Daher ist es umso wichtiger, dass sich auch zukünftige Generationen an Architekten, Planern und Bauingenieuren mit diesem Baustoff auseinandersetzen. Nur so können wir unsere Ziele erreichen!

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